Sonntag, 3. Mai 2009

DIE FLUCHT

Meine letzte Woche hier in Hco hat mir nochmal etwas ganz neues beschert. Aber zunaechst einmal noch der Montag.

Am Montag traf ich mich morgens mit Michael Verkamp, der extra fuer den Tag von Trujillo gekommen war um sich unser Gelaende anzuschauen. Michael ist ein US-Amerikaner der in Trujillo lebt und dieses Projekt hat windraeder zur Stromerzeugung sehr guenstig zu bauen. Er verwendet ganz viele recycelte Materialien und kauft so gut wie alles ander aus Peru. Er ist sehr engagiert mit uns ein Windrad zur stromerzeugung auf unser Geände zu stellen. So war er also am Montag morgen da und wir fuhren mit dem Mototaxi bis Paranshique und liefen von dort zum Gelände. Er war – wie alle die auf unser Land kommen – super überwaeltigt von der Aussicht und der Schönheit unseres Stück Land. Er meinte die Bedingungen seinen perfekt und wir könnten das Windrad histellen wo wir wollen.

Auf dem Runterweg holten wir gleich noch sozusagen die Schalung fuer das Fundament ab welches Michael und sein Freund gleich im Bus mitgebracht hatten. Ein altes Ölfass mit ein paar Armierungen und den Armaturen um den Turm des Windrades darauf zu befestigen. Somit haben wir das erste Teil der Schule in Sachen Konstruktion, ist das nicht super! Es fühlt sich schon gleich ganz anders an, ein Anfang ist getan! Jetzt kann es richtig losgehen!


So, was war nun aber so besonders an der Woche?

Wie angekündigt ging am Di der „Paro“ los. Ein Paro das ist so wie en Streik wo die ganzen Rondas de los Campesinos also Leute vom Land in die Stadt kommen und mit den Leuten aus der Stadt zusammen alles lahm legen um angehört zu werden und ihre Interessen vorzubringen, mal knapp gesagt. Anscheinend ist es diesmal ein recht kleines Spektakel im Gegensaz zu vorigen Paros aber trotzdem sehr interessant zu beobachten. Die Auswirkungen diese Paros zeigen sich folgendermassen:

Aller Verkehr in und aus der Stadt ist abgeschnitten.

Auf der Strasse ist es ziemlich leer Mototaxis und autos fahren nicht.

Alle Läden haben geschlossen.

Mehrmals am Tag laufen die Protestierenden in einem Zug durch die Stadt, alle mit einem Stock und vielen Transparenten und mit Lautsprecherwagen und geben ihre Parolen preis.


Eigentlich darf niemand auf der Strasse rumlaufen ohen mitzumachen also mitzulaufen aber diesmal ist das wohl etwas lockerer, es laufen recht viele Leute einfach so rum, zu tun gibt es allerdings nix da alles geschlossen ist. So ist herrscht eine ganz ander Stimmung in der Stadt. Es ist ein Bisschen wie belagerung. Läden öffnen nur halb die Türen und verkaufen unter der Hand. Wenn man Kontakte hat kann man an das ein oder ander rankommen, Käse ein paar Tomaten und Kräcker. Zigaretten und Süssigkeiten gibt es natürlich immer. Es ist sehr interessant das alles so mitzu erleben.

Das angenehmste an der ganzen Sache ist, dass es so unendlich still ist. Morgens wacht man nicht auf weil die Mototaxis vorbeibrettern und die Autos hupen. Man liegt im Bett und geniesst einfach die Ruhe, das ist schön.

Den Rest der Tage konnte ich dann immer schön in Ruhe vor mich hinarbeiten und alles für die Übergabe an Wilson und Valerio vorbereiten. So bin ich am Ende der Woche fertig mit Berichte schreiben, Adresslisten machen, Pläne ausdrucken,...

Der Paro ist theoretisch zeitlich unbeschränkt und es zeichnet sich auch noch nicht ab bis wann es gehen wird. Der Bürgermeister, mit dem eigentlich verhandelt werden soll, ist nach Lima abgehauen. So wird man sehen wie sich das ganze entwickelt.


Verhungern werden wir noch nicht, es mangelt etwas an frischen Sachen aber wir machen uns es hier ganz gemütlich mit warmem Tee und Spaghetti die wir noch auf Vorrat gekauft haben.

Freitag war auch mal wieder ein richtig trüber Tag so passte es ganz gut in der warmen Stube zu hocken und vor sich hin zu machen.


Eigentlich wollte ich gestern am Sa los. So machte ich mich auf die Suche nach Moeglichkeiten. Zuerst dachte ich ich koennte evetuell mit einem Flugzeut mitfliegen das eigentlich kommen sollte. Da aber die Ronderos am Freitag bei einem Landeversuch die Piste blockiert hatten ging ich mit Valerio zu den Chefs der Organisation um zu veranlassen dass die Piste frei bleibt damit das Flugzeug landen kann. Das organisiert gingen wier wieder zu den Leuten die das Flugzeg kommen lassen wollten. Die sagten dann aber, dass der Pilot jetzt doch nicht will. Hm kacke.

Also weiter rumrennen und nach Moeglichkeiten suchen. Eine Ambulanz hatte mir angeboten Sonntag morgen mich rauszuschmuggeln, das hoerte sich ganz gut an aber als wir dann zum Krankenhaus gingen um zu fragen was er denn verlangen wuerde meinte er fuer S/. 500!!! Ne das wars dann auch nicht wert, da ist ja fliegen billiger!

Also organisierten wir ein Motorrad mit Fahrer der mich am Sonntag morgen ausfahren sollte. Aber natuerlich nicht auch nicht so einfach getan wie gesagt. Ne, erst musste Valerio noch ein ofizielles Dokument schreiben, das wir dann druckten und mit massenhaft Unterschriften und Stempeln vollknallten von all den Organisatoren. Zum glueck kenn Valerio die alle persoenlich und so hat er mir die ganzen Unterschriften besorgen koennen. Abends machten wir noch eine kleine spontan-privats-abschiedsfeier im grossen Saal.

So morgen kam dann also das Motorrad angefahren, ein kleiner netter Abschied von Luna Fabi und Svende und Valerio und ab gings mit dem Rucksack hiten auf dem Motorrad. Schoen den Zettel gezueckt an der ersten Strassensperre gleich am Ortsausgang, beeindruckt von den ganzen Unterschriften liessen die uns auch durch, danach noch schnell vollgetankt und ap die Post. Zumindestens bis zur naechsten Strassensperre, dort war die Stimmung schon etwas mieser und es wurde etwas gebloekt, liessen uns dann aber doch durch.

So an der 3. Sperre war dann schluss. Baumstaemme, Steine, Ganze Baum-Wurzeln auf der Strasse und sie liessen sich kein Bisschen von dem Zettel beeindrucken. Diskutieren, erklaeren, bitten half alles nix. "Wir machen Paro und das richtig da gibts nix". Also eingesehen, von meinem Fahrer verabschieded und losgelaufen, 3 h sagten sie, von dort fahren dann Autos.

Zum glueck war ein schoener Tag und ich lief auf der verlassen Teerstrasse ohne jegliches Auto zuegig voran. Hin und wieder Steine auf der Strasse, dann wieder eine richtige Strassensperre, und herrliche Landschaft um zu geniessen. Zu fuss ist es kein Problem duchzukommen ist halt nur etwas langsamer...

Das letzte Stueck bis zur Blockade bis wo hin die Autos und Laster und Busse von Trujillo kommen koennen nahm mich noch ein anderer Mann auf seinem Motorrad, das war nett. Und genau als ich dort ankam und die Schlange von wartenden Lastwagen passiert hatte fuhr auch ein Bus ab nach Trujillo. So bin ich munter angekommen hier in Trujillo und fahre gleich heute Abend weiter an die Ecuadorianische Grenze.


Somit ist meine Zeit in Hco vorerst beendet und ich werde mir noch etwas die Laender anschauen. Sehr schade war, dass ich mich von den Kindern nichtmehr verabschieden konnte, ausser von Anderson den ich am Samstag noch mit seinen Eltern auf dem Paro getroffen hatte. Ja das ging jetzt alles etwas schnell so aus dem Projekt raus und ich hab das noch gar nicht so realisiert aber ich weiss auch sicher dass ich da ganz nah dran bleiben werde. Es ist unglaublich zu sehen was fuer eine Energie Wilson und Valerio und jetzt auch Jhenny und Tania in dieses Projkt stecken. Ich bin voller Bewunderung und will auf alle Faelle auf die eine oder andere Weise da mit dabei bleiben...


Svende bleibt noch den Monat und wird ab naechster Woche das Ruder uebernehmen um euch hier auf dem Blog auf dem Laufenden zu halten.


Tschuess erstmal, ich berichte dann ausfuehrlich alles live wenn ich wieder in Freiburg bin,

Paco

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