jetzt hat die Ute wunderbarerweise einen ganz langen Bericht geschreiben und mir somit diese Woche die Arbeit abgenommen einen Blogbeitrag zu schreiben. Ich wuensche euch ganz viel Spass die Betrachtungen auch mal aus anderer Sicht zu lesen!
Auch wenn einige von Euch jetzt doppelt von mir versorgt werden, so finde ich es an der Zeit, einen kleinen Bericht ueber die Zeit hier zu schreiben. Puenktlich zum Anfang nach den Ferien kommt also die Lektuere. Ich schreibe auf unserem neuen Laptop, der andere hat den Geist aufgegeben, er hat die Hoehe und die vielen Strom- und Klimaschwankungen nicht vertragen.
Also, nach einigen Tagen Akklimatisierung in Huanchaco am Meer, haben meine Freundin und ich uns in die Hoehe gewagt, wo es schon auf dem Weg nach Huamachuco deutlich kaelter wurde. Hier angekommen, zitternd vor Kaelte, vergassen wir das Unwohlsein recht schnell, denn am Bus stand ein ganzer Trupp, der uns empfing und auch eine kleine demokratische Schuelerin liess sich es nicht nehmen, dabei zu sein. Wir schauten der kleinen Anely in die leuchtenden strahlenden Augen und wussten sofort: hier wollen wir sein. Sie schob voller Freude meinen Koffer, der sich von fast allein bewegte und ueber den sie kaum schauen konnte. Zu Hause angekommen hatten Svende und Paco ein liebevolles Mahl bereitet und kurze Zeit spaeter erschien Anderson, der naechste Schueler unserer Schule,der es sich nicht nehmen lassen wollte, uns noch am Samstag Abend zu begruessen. Ein weiteres "umwerfendes" Kind. Allerdings fielen ihm vor Aufregung bald die Augen zu, und er wurde kurzer Hand neben meine Freundin (deren Kreislauf in der Hoehe streikte) gelegt. Da schlief er sanft und selig und wachte auch nicht auf, als uns Tanja und Coco II (sie arbeiten auch in der Schule) mit traditionellen Taenzen in wunderbaren Kostuemen begruessten und so wild tanzten, dass wir schon befuerchteten, sie wuerden gleich ein Stockwerk tiefer weiter machen. Das war ein Empfang, der im Herzen stecken bleibt. Am naechsten Morgen frueh trieb mich die Neugier gleich in den Schulraum, wo auch schon kurz danach Anderson auftauchte, weil er weder Sonntag, noch Ferien will. Also bauten wir Legos und lernten uns kennen. Auch seine Mutter machte mit, der Vater folgte und konnte voller Wonne seinem Spieltrieb freien Lauf lassen. Wir packten alle Ueberraschungen aus Deutschland aus und legten sie dann am Abend in die Schule. Es folgten eine Woche Ferien, in der wir Paco, Svende und Valerio zu entlasten versuchten. Ihr koennt Euch nicht vorstellen, was diese Gruppe hier wunderbares geschaffen hat. Es ist eine Minikapriole, mit allen liebevollen Einrichtungen und sogar frieren tut man genauso!!! Claudia und ich begaben uns gleich an die Arbeit, haben zusammen mit Svende und Tanja einiges an neuen Materialien hergestellt, Dank des Montessori Buches. Clu (meine Freundin) verwandelte das Wohnzimmer in eine Werkstatt, stellte aus hartem Eukalyptusholz wunderbare Kaesten mit Ablagen und Faechern fuer jedes Kind her, sie baute eine wunderschoene Holzuhr, ein Nagelbrett fuer die geometrischen Formen. Ich raeumte die Schule auf, lieh mir aus Cocos Schaetzen 2 Regale und einen Teppich, um die Kaelte ertraeglicher zu machen , wir teilten den Raum in eine "Ruhezone" und eine Bauecke und vieles mehr. Fortbildungen begannen sofort. Fuer das Team Englisch und fuer die Eltern mit Hilfe von Eyals (Israel) wunderbarem anschaulichen Material die Erklaerung demokratischer Bildung. Immer sind alle dunklen Augen gross aufgerissen und es kommt einem vor, als saessen lauter Schwaemme vor einem, die alles aufsaugen, was es aufzusaugen gibt. Es gibt viel Fragen, es gibt soviel Dankbarkeit und allen Eltern ist nach nur 6 Wochen die Veraenderung ihrer Kinder aufgefallen. "Mein Kind will inmmer zur Schule, mein Kind ist sooo gluecklich, vielen Dank, dass Ihr uns viel Neues beibringt, mein Kind sagt beim Abholen: was willst Du hier, geh weg, ich komm nicht mit....." Die Eltern identifizieren sich mittlerweile mit unserer Schule , und das ist ja nicht ganz einfach. Hier gibt es ja auch Neid und Tratsch, dass die Kinder nur spielen und das ist alles. Dennoch, die Eltern lassen sich nicht beirren und das ist so eine Freude. Wir sind auch eingeladen nach Hause zu Valerio, zu SchuelerInnen, und jedes Mal kommt man mit diesem Gemisch aus Freude und ganz viel Traurigkeit und Nachdenklichkeit zurueck, wenn man wieder einmal in einem Raum ohne Fenster im Dunklen auf purem feuchten Erdboden mit allem, was in den Moeglichkeiten steht, bewirtet wurde.
Es ist so unendlich viel zu tun, und es ist so befriedigend. Die Zeit ist wirklich hart hier fuer mich, da ich drei Wochen Regen und Kaelte hinter mir habe und das nicht mehr so einfach weg stecke, aber was ist denn das schon? Laecherlich gegen das, was hier Realitaet ist. Wenn man dann in 11 sprechende Kinderaugen schaut und die Lebendigkeit des Teams hier sieht, dann weiss ich, dass wir etwas ganz Tolles angefangen haben und einen kleinen Stab s e h r zuverlaessiger Menschen haben. Sie haben es verdient in ihrem grossen Anliegen unterstuetzt zu werden. Am Freitag wurde uns ein Tag ohne Regen geschenkt, den wir nutzten, mit allen kleinen SchuelerInnen auf unser neues Gelaende zu wandern. Das hiess 2 Stunden hoch laufen und auch 2 zurueck. Kein Thema, die rannten und juchzten, spielten auf dem Weg mit einer Gruppe 15 Tage alter Ferkel, retteten ein Huhn aus einem Loch, begruben einen toten Hirschkaefer "poveresito" (der Arme), sammelten Blumen, liessen sich Wiesen herunterkullern und drueckten ihre Freude ueber das unendlich schoene Gelaende aus.
Ich blieb fassungslos stehen. Rechts Marca Huamachuco klar in Sicht, links der Huayillas, ein 4800 m hoher Berg, um uns nur gruen und das kleine idyllische Dorf Paranshique, eine herrliche klare Luft. Da blieb selbst mir die Luft vor Freude weg und mir kullerten Freudentraenen uebers Gesicht. Wenn Ihr die Chance verpasst, in unserer Schule hier zu arbeiten, dann wird Euch ein Teil im Leben fehlen. Der Bau wird jetzt ganz schnell losgehen, so dass auf jeden Fall zum Jahresanfang 2010 die ersten Kinder einziehen koennen.
Ohne Paco und Jakobs unermuedlichen Einsatz hier waere der Bau so schnell nicht zu machen gewesen. Danke, danke. Die naechste Woche wird noch einmal sehr voll mit offiziellen Terminen, der Schaffung eines Schulnetzwerkes hier, einer weiteren Elternversammlung und Besprechungen. Am Tag sind natuerlich die Kinder dran.
So, den ersten Teil duerft Ihr nun in Ruhe lesen, der 2. kommt dann muendlich. Ich moechte Euch jetzt schon zur naechsten offenen Buehne einladen, denn dort werde ich eine halbe Stunde in Wort und Bild erzaehlen. Termin: 20. Mai 12 Uhr Kapriole West - Zum Abschluss, moechte ich Euch noch einmal aufrufen, alle Eure Kraefte zu sammeln und ein bis zehn Euro Spenden auf unbestimmte Zeit zu sammeln. Bei 1000 Menschen mit einem Euro pro Monat haben wir 1000,- Euro und koennen richtig gut unterstuetzen. Ueberlegt doch einfach, was Ihr taeglich sinnlos verschleudert und schreibt das mal auf!! Da tut k e i n e m ein Euro weh. Hier ermoeglicht Ihr den Kindern damit ein LEBEN !! Sehr liebe Gruesse an Euch alle , bis bald Eure Ute.
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